Land´s End und das Ende von England
Alles hat ein Ende, auch England und der erste Teil unserer Reise. Wir sind dort angekommen, wo wir von Anfang an hinwollten. Am westlichsten Zipfel, in der Region rund um Land`s End. Bei unserer Anfahrt machen wir erst einmal den für Surfer fast unverzichtbaren „Foto Pflicht-Stopp“ an der Kirche in Sennen Cove. Warum das so ist? Das erläutere ich hier einfach mal nicht, sondern lasse das Bild für sich sprechen. Anmerkung: Man achte auf das Detail ?.
Dann beziehen wir unser Lager auf einem der vielleicht am schönsten gelegenen Campingplätze im ganzen Land, der Trevedra Farm im Örtchen Sennen. Der Platz ist richtig gut organisiert, mit super schönen neuen Einrichtungen. Dazu erhält man ein Panorama auf den Atlantik, das unbezahlbar ist. Eine grüne Wiese auf einer Anhöhe, ein paar Kühe drumherum und ein kleiner Weg über die Klippen runter zum Strand. Und als wären wir damit nicht schon mehr als zufrieden, lässt sich sogar die Sonne mal wieder blicken. Das muss ausgenutzt werden. Unser Kleiner wird schnell mit einer Karren-Runde in den Schlaf geschoben, dann kommen endlich Liegestuhl und Laybag (ein durch Wind aufgeblasener Liegesack) zum Einsatz. Die Sachen wären im Heck des Dicken schon fast eingestaubt.
Nach einem entspannten Nap kommt unser Kleiner dann ins Tragesystem und wir machen uns auf über Trampelpfade und Kuhwiesen Richtung Strand von Sennen Cove. Der Strand ist eigentlich ein hervorragender Surfspot, doch leider tobt wie bereits seit Tagen immer noch der Sturm über dem Atlantik. Daher bleibt uns nur, von draußen auf den Teich zu schauen während uns die Milchflasche fast aus der Hand geblasen wird, und zu warten. Die Gegend hier ist dafür aber wieder einmal traumhaft. Die Aussicht, die wir hier bekommen, ist einfach nur WOW!
Hätten wir nicht einen ca. 11kg schweren Begleiter auf dem Rücken, dem der starke Wind nicht so gut gefällt, dann würden wir sofort den traumhaften Coastal Path entlang spazieren. So entschließen wir uns aber die kleine Runde zu drehen und beenden den Tag mit einem Essen im Restaurant der Trevedra Farm.
Land´s End – der letzte Stopp vor Amerika
Am nächsten Morgen ziehen wir bereits weiter. Die Zeit sitzt uns jetzt ein wenig im Nacken und es gibt noch viel zu sehen. Unser erster Halt ist das Land´s End Visitor Centre. Man kann mit Recht behaupten, dass hier der Tourismus-Kommerz in England sein Hauptquartier bezogen hat. Alleine das Parken kostet hier schlappe 6 Pfund. Eigentlich. Denn auch hier haben wir Glück. Auf meine Frage ob es auch 6 Pfund seien, wenn wir mit der jungen Familie nur schnell ein Foto knipsen wollen, antwortet mir der Mann im Kassenhäuschen „I’m afraid it does“. Ich gebe ihm also zähneknirschend mein Geld. Dann antwortet er „but I guess you won’t take too many photos“ und gibt mir den Parkschein. Ich spüre jedoch neben dem Parkticket ebenfalls meine 6 Pfund in meiner Hand. Der Kassierer lacht mich an und sagt mit einem zwinkernden Auge „you and your family, have a lovely day“. Vielleicht haben wir einfach nur Glück. Vielleicht. Doch ich glaube, so wie man in den Wald hineinruft, schallt es auch hinaus. Zumindest scheint die Chemie zwischen uns und den Engländern einfach zu stimmen.
Im Visitor Centre selbst gibt es dann neben der eigentlichen Attraktion, dem südwestlichsten Punkt Englands (andere nennen ihn auch den Punkt, der Amerika am nächsten liegt) auch jede Menge Futterbuden, ein Restaurant welches Candle Light Dinner anbietet, und sogar ein Kino, in dem Shaun das Schaf in 4D läuft. Ähhh ja, denken wir uns und schlendern vor zum offiziellen Fotopoint. Hier steht ein offizieller Land´s End Fotograf und knipst gegen lausige 10 Pfund Bezahlung Schnappschüsse unter einem Touri-Wegweiser, bei dem man die Entfernung zu seiner Heimstadt einhängen kann. Wie jetzt die 824 Meilen Entfernung nach Hamburg dort in den Wegweiser gekommen sind, verraten wir an dieser Stelle einfach mal nicht ;-).
Danach haben wir dann aber auch genug vom Kommerz und machen uns schnell auf zum nächsten Stopp. Dieser liegt nur ca. 15min entfernt. Wenn ein Bauwerk hier unten wirklich das Prädikat ‘sehenswert‘ verdient hat, dann ist es dieses. Das Minack Theatre in Porthcurno. Dieses Theater war Idee und Lebenswerk von Rowenda Cade, die das Grundstück um 1920 für damals 100 Pfund kaufte. Das Theater ist in einzigartiger Bauweise in die Steilklippen eingearbeitet worden und bietet so einen Spielort mit einer Kulisse, die weltweit sicher einmalig ist. Wer also einmal nach Cornwall reist sollte eine Aufführung dringlichst in seinen Kalender eintragen. Wirklich ein Erlebnis der besonderen Art.
Porthcurno – nach Kultur kommt Strand
Kultur ist sicherlich schön, nur da unser kleiner Mann damit noch nicht all zu viel anfangen kann wird er langsam ungeduldig. Wir brauchen also eine Krabbel-Auszeit. Gut dass der nächste Stop gerade einmal 300m die Klippe hinunter entfernt liegt. Die Beschreibung „einer der schönsten Strände Englands“ ist sicher schon das ein oder andere Mal auf diesem Blog gefallen, doch der Strand von Purthcurno spielt schlichtweg noch einmal in einer anderen Liga. Wir nehmen einen Coffee to go auf die Hand, packen Schaufel, Eimer und Decke ein und schalten erstmal 2 Stunden ab. Bei dem Set-Up welches einen hier erwartet fällt das wahrlich nicht schwer. Und ja, es ist wirklich England, und türkis ist türkis.
Der Tag neigt sich nun langsam dem Ende, doch Schluss ist für heute immer noch nicht. Als letzter Halt steht Penzance und der St. Michaels Mount (nein, es ist nicht Mont St.- Michel…für alle die schon mal im Norden Frankreichs waren) auf unserer Karte. Dies ist gleichzeitig auch die letzte Sehenswürdigkeit, die wir in England sehen wollen. Ok, um ehrlich zu sein steht dieser Ort hauptsächlich auf unserem Programm da wir gehört haben, dass das Becken, welches den St. Michaels Mount umgibt, ein ziemlich gutes Kiterevier sein soll. Die Windfinder-App sagt für morgen sogar irgendwas zwischen 15-20 Knoten voraus. Vielleicht also nochmal eine Chance auf eine letzte Kitesession in einem wirklich außergewöhnlichen Ambiente. Als wir eine halbe Stunde Autofahrt später ankommen, hat es tatsächlich sogar Wind, leider jedoch komplett ablandig. Zu gefährlich, denn auf den Atlantik hinaustreben wollen wir dann doch lieber nicht, zumindest nicht mit dem Kite. So bleibt es dann also bei einem letzten Touri-Foto und einem Rückblick auf einen wirklich coolen Tag, der uns noch lange in Erinnerung sein wird.
Auch am nächsten Morgen erwartet uns wieder ablandiger Wind. Somit entschließen wir uns, unsere Englandtour entspannt ausklingen zu lassen und machen uns gegen Mittag bereits auf den Weg nach Plymouth. Von dort geht morgen unsere Fähre nach Santander in Nordspanien.
England – wunderschön und definitiv eine Reise wert
Was ist unser Fazit nach knapp drei Wochen England? Ich würde einmal sagen „well done guys“! England mit seiner Szenerie hat all unsere Erwartungen voll erfüllt wenn nicht sogar übertroffen. Lediglich das typisch britische Wetter hat uns leider das ein oder andere Mal vor echte Herausforderungen gestellt. Wer seine Elternzeit mit Kind im Camper in England verbringen möchte, der sollte lieber ein größeres Mobil als unseren 5,40 Sprinter auf die Insel steuern. So mussten wir doch sehr kreativ sein, wie wir die Zeiten rund um die Regenpausen zu dritt im Innenraum ausgestalten. Zu unserer Erleichterung sei jedoch erwähnt, dass das Wetter zu diesem Zeitpunkt in Deutschland und so ziemlich jedem anderen europäischen Land nicht besser ausgesehen hat. Somit verbuchen wir es mal in der Rubrik „Ausrutscher“.
Was uns jedoch am meisten beeindruckt hat und in positiver Erinnerung bleibt, sind die Engländer selbst. Diese freundlichen und humorvollen Menschen, die uns mit Ihrer offenen Art innerhalb kürzester Zeit wie zu Hause fühlen lassen haben. Viele Leute meinen England zu kennen, weil sie schon öfter in London oder anderen großen Städten waren. Das England, welches man jedoch abseits der Großstadt kennenlernen kann, ist ein anderes. Ein abwechslungsreiches, lustiges und vor allem wunderschönes Land, welches wir jedem, der sich für eine Reise dorthin interessiert, ans Herz legen können. Wir sagen zumindest „Britain, we´ll definitely see each other again!“